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Bildquelle: DarkoStojanovic auf Pixabay

Von Datenspende bis Datenaufbereitung: Big Data sagen COVID-19 den Kampf an!

Fischmarkt, Fledermaus, hungriger Besucher. So oder so ähnlich begann die Tragödie rund um das wohl aktuell am meisten diskutierte Thema: Das neuartige Coronavirus, auch COVID-19 oder SARS-CoV-2 genannt. Während das Thema bei den meisten nur noch genervtes Kopfschütteln auslöst, agieren andere voll Tatendrang gegen die weitere Ausbreitung. Die Digitalisierung spielt hier eine entscheidende Rolle. Denn weltweit arbeiten Start-ups im Digitalbereich und große Unternehmen mit beeindruckender Rechenpower an Lösungen, um die Gesundheitssysteme zu entlasten und Menschenleben zu retten.

Am 9. Januar informierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmalig öffentlich über den Ausbruch eines bisher unbekannten Virus in der chinesischen Stadt Wuhan. Weniger Öffentlichkeit erhielt das kanadische Start-Up BlueDot. Bereits eine Woche zuvor hatte das junge Unternehmen vor dem Auftreten des Virus gewarnt – und die weitere Verbreitung korrekt prognostiziert. Künstliche Intelligenz durchsuchte selbstständig das Internet nach Gesundheitswarnungen in Foren und Blogs. Das zeigte Wirkung: Durch Zugriff auf die Ticket-Daten der Airlines gelang es im Anschluss die Verbreitung des Virus vorherzusagen. Kein Einzelfall, in dem Künstliche und menschliche Intelligenz in Zusammenarbeit großartiges im Kampf gegen das scheinbar unbesiegbare Virus leisteten.

Künstliche Intelligenz entwickelt Medikamente gegen COVID-19

Laut dem Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) sind aktuell mindestens 48 Impfstoffe (Stand: 22.03.2020) gegen das neuartige Coronavirus in Entwicklung. Auch zahlreiche bereits zugelassene Medikamente und neue Wirkstoffe werden gerade getestet. Unterstützung bekommen Wissenschaftler hierbei von der KI des britischen Start-ups BenevolentAI. Die Software scannt große Datensätze von bereits zugelassenen Medikamenten, um Wirkstoffe zu finden, die gegen COVID-19 wirken könnten. Ähnliche Initiativen gibt es von chinesischen Technologiekonzernen wie Tencent und Huawai, die ihre Cloud-Computing-Ressourcen und Supercomputer dazu nutzen, in hoher Geschwindigkeiten Berechnungen und Modellierungen durchzuführen, die die Entwicklung eines Wirkstoffs gegen das Virus beschleunigen könnten.

Doch nicht nur Forscher arbeiten am Limit. In nie endenden Schichten kümmern sich Ärzte und Pfleger um so viele Patienten wie möglich. Hierbei zählt oft jede Minute. Das hat auch Internetriese Alibaba begriffen und ein System entwickelt, das mit einer Genauigkeit von über 95% virale Pneumoniefälle diagnostizieren kann. Die KI schafft es in nur 20 Sekunden den Nachweis zu stellen.
Im Vergleich: Ein Mensch benötigt hierfür im Schnitt 15 Minuten. Um diese Präzision zu garantieren wurde das System durch Daten von 5.000 bestätigten Coronavirus-Patienten trainiert. Schon 100 Gesundheitseinrichtungen in China arbeiten mit der KI von Alibaba.

Auch in Deutschland werden kreative Datentechnologien gegen das Corona-Virus entwickelt

Mit den steigenden Infektionszahlen steigt auch in Deutschland die Kreativität von Unternehmen, Instituten und Ehrenamtlichen. So ist die Datenanalyseplattform „Fasterthancorona“ entstanden. Nutzer können in der App angeben, wie oft sie ihre Hände waschen und Betroffene können Krankheitsverläufe dokumentieren. Die KI basiert auf der Analyse freiwillig gespendeter Daten. Sie kann einen Vergleich mit Dritten im selben Wohngebiet aufbereiten. Gleichzeitig soll mit den Informationen über die Krankheitsverläufe errechnet werden, wer ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf der Krankheit hat und welche medizinische Versorgung der Patient in Zukunft benötigt.

Start-ups wie Ubilabs oder Geohealth setzen an gleicher Stelle an: Alle möchten sie die Infektionsketten effizient unterbrechen. Nach chinesischem Beispiel sollen hierfür die Bewegungsprofile von Infizierten durch Google getrackt werden, um zu verhindern, dass sich Nutzer einem Erkrankten nähern. Das Tracking basiert wie bei „Fasterthancorona“ auf Datenspenden. Kritik hagelte es für ein ähnliches Vorhaben des Robert-Koch-Instituts in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom. Anhand von 46 Millionen Mobilfunkdaten könnten Bewegungsströme abgebildet werden, die Prognosen über die Ausbreitung des Virus geben könnten. Rückschlüsse auf Einzelpersonen seien aus den aggregierten Daten aber nicht zu machen, erklärte das Unternehmen.

Egal ob Datenspende oder Datenaufbereitung: Am Ende steht der Mensch und dessen Gesundheit im Mittelpunkt. Und dessen psychische Gesundheit kann durch soziale Isolation und anhaltende Krisennachrichten leiden. Umso besser, dass neben dem chinesischen Dienstleister WeChat jetzt auch deutsche Apps auf den Markt kommen, die Online-Gesundheitsberatungsdienste und psychologische Hilfe anbieten. Denn obwohl die Daten der Gesellschaft als Ganzes helfen, dürfen individuelle Schicksale und Befindlichkeiten niemals aus dem Auge verloren werden.

Anja Heckendorf

24, lebt und arbeitet im Großraum Freiburg im Dreiländereck

Durch meine Mutter, eine passionierte Krankenschwester, bin ich schon sehr früh mit den Herausforderungen und teils Ungerechtigkeiten des Gesundheitssystems konfrontiert worden. Nach meinem Politikbachelor habe ich die politischen Voraussetzungen verstanden, die zu diesen Problemen führen. Mit meinem Master in Kommunikation habe ich gelernt, sie öffentlichkeitswirksam zu artikulieren. Gleichzeitig habe ich starkes Interesse an der Arzneimittelforschung gewonnen – die Forschung, die Menschen weltweit das Leben verbessert und verlängert. Mit meiner Tätigkeit in einem der großen forschenden Pharmaunternehmen kann ich dem hauptberuflich nachgehen und lerne nebenbei über die Notwendigkeit und das Potenzial der Datennutzung in der Entwicklung innovativer Medikamente.

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